Reise Gerhard und Günther mit Paulinus nach Umuakagu
31. Juli bis 11. August 2022
Eindrücke und Erlebnisse
Am Land sind die Häuser der besser situierten Leute mit Ziegeln und wie bei uns üblicher Dachdeckung gebaut. Diese Häuser sind mit 3m hohen Mauern und Stacheldraht umgeben. Aufgrund der großen Armut ist die Kriminalität relativ hoch. Die anderen Häuser und Hütten sind mit Blech oder Schilf gedeckt und teilweise aus Bambus gebaut. Bei den meisten Häusern ist ein kleiner Garten landwirtschaftlich genutzt.
Nutzpflanzen sind: Reis, Mais, Yams, Maniok, Bananen und diverses Gemüse.
Es gibt kaum Rinder und Schafe, nur Hühner und wenige Ziegen.
Verkauf und Austausch von Produkten erfolgt auf Märkten in den Ortszentren, teilweise in den Orten vor den eigenen Häusern auf der Straße.
Es gibt keine Schulpflicht, daher gehen weniger als 50 % der Kinder zur Schule.
Covid: Aufgrund der Lebensweise (Leben spielt sich größtenteils im Freien statt, kaum Versammlungen, Klima ist immer heiß) scheint COVID ein geringeres Problem zu sein.
Politik:
Korruption dürfte in Nigeria ein großes Problem sein.
Im Februar 2023 gibt es Neuwahlen, die Bevölkerung hofft auf einen Sieg der Opposition und eine bessere Regierung ab Mai 2023.
Der Imo State (Owerri) und der River State (Port Harcourt) waren früher Teil des Landes Biafra. Biafra wurde nach einem Bürgerkrieg mit 2 Millionen Toten 1967 bis 1970 von Nigeria annektiert.
Ein Teil der Bevölkerung möchte wieder die Unabhängigkeit. Es gibt auch einen paramilitärischen Arm der Unabhängigkeitsbewegung, der Gewalttaten speziell gegen Polizeistationen und Polizisten verübt. Auch von staatlicher Seite gibt es Gewalttaten gegen Mitglieder der Unabhängigkeitsbewegung.
Umuakagu:
Umuakagu hat 9.000 Einwohner und ein ländliches Einzugsgebiet von zirka 60.000 Leuten.
Verbauung zu 90 % mit ebenerdigen Häusern wie vorher beschrieben.
Es gibt 2 Volks- und Hauptschulen.
Verwaltet wird die Gemeinde von einem gewählten Gemeinderat und einem König. Er ist der Versitzende und das Oberhaupt der Gemeinde. Die Könignachfolge übernimmt der älteste Sohn des Königs. Falls es keinen männlichen Nachfolger gibt, wird eine andere Familie bestimmt, welche dann den König stellt.
Asphaltiert mit vielen Löchern ist nur die Hauptdurchzugsstraße, ansonsten gibt es nur Lehmwege.
Es gibt eine Stromleitung durch den Ort, an dem man auch die Anschlussmöglichkeit hat. Abends gibt es 1 bis 2 Stunden Strom, aber nicht jeden Tag.
Wasser- und Abwassernetz, organisierte Müllentsorgung gibt es nicht.
Es gibt kein Hotel, keine Restaurants, es gibt keinen Arzt und keine medizinische Versorgung.
CHIOMA AUSTRIAN HOSPITAL:
Der für unser Spital 100 m tief geschlagene Brunnen versorgt auch unser Gästehaus mit sauberem Wasser, aber auch die Bevölkerung nutzt den Brunnen laufend. Die Leute holen Wasser mit Kanistern und Kübeln. Auch nach Fertigstellung unseres Krankenhauses wird die Möglichkeit zur Wasserentnahme durch die Bevölkerung bestehen bleiben.
Die Erdgeschoßwände sind inklusive der von unserem Bau- und Ärzteteam vorgeschlagenen Änderungen fertig gestellt. D.h. unser Ziel für 2022 wurde im Umfang des definierten Finanzrahmens erreicht.
Wir hatten auch die Möglichkeit die weitere Planung mit Dr. Sunday, dem Arzt der später das Krankenhaus leiten soll, ausführlich zu besprechen. Auch die Baufirma und der Architekt konnten in die Gespräche eingebunden werden. Dr. Sunday wird nun auch in die finale Planung mit eingebunden.
Wichtige lokale Projektpartner zusätzlich zur Familie Anyanwu (die Familie von Paulinus), mit denen wir vor Ort im Zusammenhang mit unserem Projekt Kontakt hatten, sind:
Dr. Sunday Mbawana Uche: Facharzt für Gynäkologie. Er führt derzeit eine private Geburtsklinik in Owerri und soll in Zukunft unser Krankenhaus leiten. Er wirkt fachlich und organisatorisch sehr kompetent und wird in unsere Planungsarbeiten direkt eingebunden.
Architekt Emma Ukanwa: Er hat die ursprünglichen Pläne erstellt und wirkt nicht sehr glücklich über unsere Änderungen. Paulinus hat daher zusätzlich noch einen lokalen Bauingenieur eingebunden.
Bischof Solomon Amarachukwu Amatu: Die Diözese soll künftig offiziell als Krankenhausbetreiber fungieren und auch medizinisch ausgebildete Nonnen zur Verfügung stellen.
Baufirma Boldplan und Partner: Eigentümer Lawrence Okafor wirkt sehr engagiert und sympathisch, Bauleiter ist Emeka Njoku.
König HRH Eze Emmanuel N.E. Ibechi: Oberhaupt der Gemeinde Umuakagu, hat natürlich großes Interesse am Projekt, welches einen großen Fortschritt für die Gemeinde und deren Einzugsbereich bieten wird. Er hat auch den Baugrund zur Verfügung gestellt.
Vorläufiger weiterer Zeitplan:
- Bis Dezember 2022: Fertigstellung unserer Bauplanung
- Jänner 2023: Vermessung der Brunnenleistung
- Halbjahr 2023: Fertigstellung der Erdgeschoßdecke und der Grundeinfriedung
- 2024: Fertigstellung Rohbau inklusive Dach.
- 2025: Innenausbau
- 2026: Lieferung medizinische Einrichtung und Inbetriebnahme
Persönliche Eindrücke:
Paulinus hat die Reise bestens vorbereitet und organisiert, er sorgt vor allem auch für die notwendige Sicherheit.
Das Gästehaus der Familie Anyanwu ist sehr komfortabel. Wir haben Strom, sauberes Wasser und werden ausgezeichnet bekocht. Das Gästehaus wurde vom in London lebenden Bruder Ezechinyere (Informatikexperte) gebaut und finanziert.
Die Familie Anyanwu ist ein starkes und sympathisches Team und ein starker Rückhalt für unser Spitalprojekt. Die Familie genießt in Umuakagu hohes gesellschaftliches Ansehen.
- Paulinus vertritt unseren Verein vor Ort als Bauherr.
- Bruder Onyedikachi kümmert sich um das Gästehaus
- Schwester Mirian Olanma Anyanwu unterstützt Paulinus bei den operativen Finanzangelegenheiten und ist auch am nigerianischen Bankkonto zeichnungsberechtigt.
- Bruder Chinedu ist von Beruf Buchhalter und führt auch unsere nigerianische Vereinsbuchhaltung.
- Bruder Cyriakus verhandelt Bauaufträge und Preise mit lokalen Firmen. Er hat diese Funktion vom verstorbenen Vater übernommen.
- Die Ermittlungen zum gewaltsamen Tod von Paulins Vater werden von der Kriminalpolizei Owerri geführt und laufen noch. Die Familie Anyanwu muss aber für die Ermittlungen bezahlen.
Die Bewohner haben uns sehr positiv aufgenommen und uns auch persönlich über ihre gesundheitlichen Probleme informiert (großes Thema ist Grauer Star).
Die Kirche ist bei den Messen am Sonntag gut besucht und voll, die Atmosphäre und Stimmung bei der 3h dauernde Messe war auch für uns ein besonderes Erlebnis. Für die Messe wurden wir gemeinsam mit der Familie Anyanwu einheitlich in Weiß neu eingekleidet.
Die gesamte Reise war für uns äußerst beeindruckend, wir bekamen tiefe Einblicke ins Leben der lokalen Bevölkerung.
Zusammenfassung, Motivation:
Zufällig habe ich am Tag nach unserer Rückkehr den beigefügten Kurier Artikel gelesen, der bestätigt, dass wir mit unserem Projekt am richtigen Weg sind.
Die Bewohner von Umuakagu haben große Hoffnung durch unser Projekt endlich eine medizinische Grundversorgung zu bekommen.
Die lokalen Partner sind verlässlich und die Realisierungschancen des Projektes sind gut.
Es wird auch dazu beitragen, dass durch unsere Hilfe zur Selbsthilfe die Lebensbedingungen für die lokale Bevölkerung verbessert werden.